Im Jahre 1898 habe alles begonnen, begrüßte Michael Lindner-Jung, seit vielen Jahren Leiter der Bahnhofsmission, zur gut besuchten Pressekonferenz in den Räumen des Bahnhofsmanagements im Würzburger Hauptbahnhof. An seiner Seite Johanna Anken, stellvertretende Leiterin der Einrichtung, und Helmut Freis, Vorsitzender des Fördervereins.
„Was unter katholische Flagge zur Zeit der Industrialisierung begann, ist seit 1899 ein ökumenisches Angebot“, gab Lindner-Jung Einblick in die historische Entwicklung und zeigte sich froh und dankbar für die Trägerschaft durch Caritas und Diakonie. Auch die Stadt und der Landkreis Würzburg würden sich finanziell einbringen. „Vor 120 Jahren ging es vor allem darum, junge Frauen, die in großer Zahl vom Land in die aufstrebende Stadt strömten, Schutz vor Ausbeutung zu bieten und sie vor Prostitution zu bewahren.“ Jede Zeit habe ihre eigenen Herausforderungen machte Johanna Anken in ihrer Präsentation deutlich. „Uns fällt auf, dass immer mehr Menschen mit psychischen Problemen bei uns aufschlagen.“ Die seien oft nicht krankheitseinsichtig und würden schon deshalb keine andere Hilfe annehmen. „Bahnhofsmissionen sind niederschwellige Angebote“, so Anken. Jeder sei erst einmal willkommen. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten und bringen die Menschen im großen Netz der Angebote auf den richtigen Weg.“ Viele Frauen und Männer kämen mit einem ganzen Rucksack voller sozialer Herausforderungen, andere fielen durch das Netz, weil sich niemand für sie zuständig fühle. „Es gab Zeiten, da waren ganz überwiegend Jugendliche Gäste der Bahnhofsmission“, erinnerte sich Lindner-Jung an das Ende der 1990er Jahre. Heute kämen vermehrt auch Menschen mit Migrationshintergrund.
„Zuversicht geben“, das sei ein sehr gutes Motto, meinte Helmut Fries. „Jeder Mensch ist auf Zuversicht angewiesen. Es ist der Glaube daran, dass es gut werden wird.“ Das funktioniere nur gemeinsam mit Anderen. Die Bahnhofsmission Würzburg könne ihren Dienst nur erbringen, weil sie Freunde und Unterstützer habe, so Fries. „Alle drei Bürgermeister der Stadt Würzburg sind Mitglieder im Förderverein“, ergänzte Lindner-Jung stolz. Für die gute Wirkung in die Öffentlichkeit hinein seien Freitagskonzerte in der Bahnhofshalle ebenso geplant wie ein Festakt im Rathaus, ökumenische Gottesdienste und ein Picknick am Brunnen. „Wir sind dankbar, wenn die Medien unsere Aktionen und unsere Arbeit aufgreifen und begleiten“, lud Fries die anwesenden Vertreter der Presse zur wohlwollenden Berichterstattung im Jubeljahr ein.
Sebastian Schoknecht