Noch immer erfahren Menschen mit einer psychischen Erkrankung Unverständnis oder Ausgrenzung in der Gesellschaft. Gleichzeitig nimmt jedoch die Zahl derer, die mindestens einmal in ihrem Leben an einer psychischen Erkrankung wie einer Depression oder Burnout leiden, ständig zu. Mindestens jeder zehnte Mensch erlebt einmal im Leben eine schwere psychische Krise. Doch Rehabilitationsmaßnahmen sind nicht ausreichend bekannt. So bekommen viele Erkrankte nicht die Hilfe, die sie benötigen.
Kunst im Lesecafé der Stadtbücherei Würzburg
Die Ausstellung „Schutzengel & Superhelden“ holt die Erfahrungswerte und Perspektiven von Menschen, die eine psychische Krise erfahren oder überwunden haben, in die Mitte der Gesellschaft. Ab dem 3. September wird ihre Kunst im Lesecafé der Stadtbücherei Würzburg zu sehen sein. Von April bis Juni waren sie aufgerufen, ihre Kunstwerke beim Haus St. Michael einzureichen. Die Schirmherrschaft übernimmt Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags a.D. und Ehrenvorsitzende des Diözesancaritasverbandes Würzburg.
70 Beiträge
„Rund 70 Einreichung sind bei uns angekommen“, sagt Ilona Englert, Leiterin des Rehabilitationszentrums Haus St. Michael, „und alle erzählen eine ganz persönliche Geschichte.“ Denn nach einer psychischen Krise kann der Weg zurück in den Alltag beschwerlich sein – im sozialen Umfeld und besonders im beruflichen Leben. Hier unterstützt das Haus St. Michael mit einer 16-monatigen Rehabilitation. Ziel ist die Wiedereingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Einige der derzeit 42 Rehabilitanden des Haus St. Michael am Würzburger Heuchelhof haben auch selbst am Kunstwettbewerb teilgenommen. Die Wahl der Kunstform war frei, Wettbewerb und Ausstellung sind bewusst offen gehalten. Einzig das Thema war vorgegeben: „Schutzengel & Superhelden“ - so heißt die Ausstellung deshalb, weil der Fokus auf dem Genesungsprozess, dem Überkommen der Krise liegen soll.
Barrieren abbauen
„Die Ausstellung soll die Perspektiven und Erfahrungen von Menschen mit psychischer Erkrankung in die Gesellschaft tragen und so Barrieren abbauen“, so Englert. Gleichzeitig soll sie Betroffenen und Angehörigen Hoffnung geben. „Wenn wir es dann noch schaffen, einen Diskurs über psychische Erkrankungen anzustoßen und dazu beitragen können, Betroffenen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie nach einer psychischen Krise brauchen – dann haben wir wirklich alles erreicht, was wir uns erträumt haben.“
Dass das Thema von hoher gesellschaftlicher Relevanz ist, zeigt sich an der großen Zahl an Unterstützern und Förderern. Vermop, die Edeka-Frischemärkte Trabold und die win GmbH gehören zu den Hauptsponsoren. Darüber hinaus haben Beckhäuser Personal & Lösungen, Jacobs Kaffee, AHV, MW-Vertrieb, Brügelmann, Froneri, Chef’s Culinar, Cummins, prosum und die Frische-Union das Konzept unterstützt. Das Kunstprojekt „Schutzengel & Superhelden“ wird außerdem gefördert von der Inklusionsstelle der Stadt Würzburg, der Sparkasse Mainfranken und der Caritas-Stiftung.
Melissa Hager, St. Josefs-Stift Eisingen