Alle zwei Jahre findet dieser besondere Gottesdienst im Rahmen der Kilianiwallfahrtswoche statt. Unterstützt durch die Johanniter brachten am Samstag, 13. Juli, 50 Spezialbusse der Malteser Frauen und Männer nach Würzburg, die aus eigener Kraft keine Möglichkeit gehabt hätten, an der Wallfahrt teilzunehmen. Eigens für diesen Gottesdienst wurden die Querschiffe im Dom leergeräumt, um Platz für zahlreiche Rollstühle zu schaffen. So war bereits im Vorfeld viel logistische Arbeit notwendig, bis um 10.30 Uhr die Sakristeiglocke das Pontifikalamt im Kiliansdom einläutete.
„Mit Grenzen leben“, wählte Bischof Dr. Franz Jung als Überschrift für die Messfeier und mahnte, nicht zu verzagen, sondern aus dem Glauben heraus das Leben zu feiern. Gerade im Alter, in Krankheit und Behinderung müsse der Mensch lernen, seine Grenzen anzunehmen. „Wir müssen zulassen können, dass wir mit Einschränkungen leben“, so Bischof Franz Jung in seiner Predigt. Die Frage nach dem „Warum gerade ich? Wieso bürdet Gott mir das auf?“, führe nicht weiter. Und schließlich gelte es, zu akzeptieren, dass Menschen auf Hilfe angewiesen seien. Bischof Franz Jung bezog sich auf das Evangelium, das die Begegnung Jesu mit Petrus auf dem See in den Mittelpunkt stellt. „Jesus fordert seinen Jünger Petrus auf, auszusteigen und eine neue Perspektive einzunehmen“, erläuterte der Bischof. Es gehe nicht darum, sich selbst von seinen Defiziten her zu sehen und dadurch klein und minderwertig zu machen, sondern mit einem Blickwechsel die anderen Möglichkeiten zu erkennen. „Das geht, weil wir im Glauben wissen, dass der gezeichnete Mensch in Gott erlöst und erhöht ist.“
Der Bischof dankte ausdrücklich Eltern, Ehepartnern, Angehörigen und Freunden, die sich um Menschen im Alter, mit Behinderung oder in schwerer Krankheit kümmerten. Ebenso dankte er der Caritas den Maltesern, dem Dominikus-Ringeisen-Werk mit seiner Einrichtung in Maria Bildhausen und vielen weiteren kirchlichen Einrichtungen in der Behinderten-, Kranken- und Altenhilfe. „Sie sind es, die sich den Perspektivwechsel auf die Fahnen geschrieben haben.“
Was alles möglich ist, zeigte die Veeh-Harfengruppe geistig behinderter Menschen aus dem St. Josefs-Stift in Eisingen. Aus Maria Bildhausen kam die große Schar der Ministrantinnen und Ministranten. Der Gebärdenchor übersetzte die Lieder für Gehörlose. Lesungen wurden in einfacher Sprache vorgetragen. Musikalische Unterstützung gab es durch Domorganist Prof. Stefan Schmidt, die Frauenschola St. Adalbero und das Bläaserquartett St. Josef.
Einmalig dürfte die Pilgerspeisung sein. Sie erfolgte in bewährter Weise nach dem Gottesdienst im Dom. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Malteser und des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg, sorgten dafür, dass die 400 älteren und behinderten Menschen Würstchen, Gebäck und Getränke an ihre Plätze gebracht bekamen. Bischof Franz Jung, Domkapitular Clemens Bieber sowie Caritasdirektorin Pia Theresia Franke nahmen sich viel Zeit für die Begegnung mit den Pilgerinnen und Pilgern.
Gegen Mittag verließen 50 Spezialbusse Würzburg und brachten zufriedene Wallfahrerinnen und Wallfahrer nach Schweinfurt, Aschaffenburg, Bad Kissingen, in den Spessart und die Rhön. „Ich werde noch lange von diesem wunderbaren Gottesdienst zehren“, meinte zum Abschied eine hochbetagte Frau aus Ochsenfurt.
Sebastian Schoknecht