Zunächst einmal ging es darum, Europa greifbar zu machen: Dazu zeigte Kerstin Westphal den Bewohner*innen, Mitarbeitenden und ehemaligen Kolleg*innen alltägliche Berührungspunkte mit der EU. Offene Grenzen bei der Fahrt in den Urlaub, keine Roaming-Gebühren beim Telefonieren im europäischen Ausland und das Bildungsprogramm Erasmus+, das den Austausch mit anderen EU-Ländern ermöglicht – Beispiele waren schnell gefunden.
Die wichtigste Errungenschaft der EU sei jedoch der Frieden, der nun schon 70 Jahre andauere. „Die Staaten der EU leben in Frieden miteinander, das ist das höchste Gut“, so Westphal. „Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wir sind eine große Gemeinschaft, die gemeinsam mehr erreichen kann, als jeder für sich alleine.“
Anschließend stand die SPD-Politikerin den Fragen der Bewohner*innen Rede und Antwort. Vor allem die Themen Klimaschutz, Migration und der Arbeitsalltag einer Europaabgeordneten – inklusive kritischer Nachfragen zur Anwesenheit im Parlament und dem damit verbundenen Sitzungsgeld – bewegten die rund 35 Anwesenden.
Zu guter Letzt brannte besonders eine Frage unter den Nägeln. Warum ist Westphal Politikerin geworden und nicht als Erzieherin im St. Josefs-Stift geblieben? „Ich war immer schon politisch, sogar noch bevor ich hier gearbeitet habe“, antwortet sie mit einem Lächeln. In ihrer Jugend habe sie mit anderen Jugendlichen für einen Raum gekämpft, in dem sich auch junge Menschen politisch engagieren können.
Im St. Josefs-Stift war sie wenige Jahre später in der Mitarbeitervertretung aktiv und habe auch hier viel bewegt. „So habe ich früh gelernt, was Zusammenhalt bedeutet und, dass es gemeinsam besser geht.“ Froh sei sie deshalb, dass das Wahlrecht zur Europawahl endlich auch für Menschen mit Behinderung gelte. „Die Entscheidung ist richtig, und wir haben uns dafür stark gemacht.“
Sollte Westphal selbst wieder ins Europaparlament gewählt werden, versprach sie, die Teilnehmer*innen zu einem Besuch ins Europäische Parlament in Straßburg einzuladen. Dass das keine leeren Worte sind, hatte sie bereits im Jahr April 2016 bewiesen. Schon damals besuchte eine politikinteressierte 15-köpfige Reisegruppe die Europaabgeordnete in Straßburg.
Über die Robert-Kümmert-Akademie
Die Robert-Kümmert-Akademie ist im Jahr 2000 als eigenständige Einrichtung aus dem St. Josefs-Stift Eisingen, einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung im Landkreis Würzburg, hervorgegangen. Sie hat sich zu einem der größten Bildungsanbieter im Bereich der Fort-, Aus- und Weiterbildung im Bereich sozialer Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung in der Region Unterfranken (Nordbayern) entwickelt. Sitz der gemeinnützigen GmbH ist in Eisingen, Bildungsangebote finden an den Standorten Eisingen und Würzburg statt. Unter dem Dach der Robert-Kümmert-Akademie befinden sich die Dr. Maria-Probst-Schule, staatlich anerkannte Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe, das Institut für Fort- und Weiterbildung, der Bereich Erwachsenenbildung für Menschen mit Behinderung und die Herzenssache Würzburg, eine Kontakt- und Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung.
Melissa Hager