Die Robert-Bosch-Stiftung, Verleiherin des alljährlichen deutschen Schulpreises, habe ihm den Besuch der Don Bosco Berufsschule in Würzburg wärmstens empfohlen, sagte Dr. Terry Qian bei der Begrüßung durch Schulleiter Dr. Harald Ebert. „Ich habe inzwischen mehr als 300 besondere Schulen weltweit besucht“, so Qian, „und freue mich, erstmals in Deutschland sein zu dürfen.“ Vortrag, Austausch und Rundgang durchs Haus eröffneten dem weitgereisten Gast aus China Einblicke in die vielfältigen Angebote der Caritas-Einrichtung am Schottenanger. Hier sei man insbesondere für junge Menschen mit erhöhtem Förderbedarf da, erläuterte Michael Brausam, seit über 30 Jahren Lehrer. Mit großem Interesse machte sich Qian vertraut mit den Grundzügen der dualen Ausbildung, die man so in China und anderen Teilen der Welt nicht kenne. „Die gute Mischung aus Theorie und Praxis kann der Schlüssel zum Erfolg sein“, so Qian.
Rundgang durchs Haus
Tanja Hofbeck führte gemeinsam mit Martin Husch durch die weitläufige Schule. Qian zeigte sich beeindruckt von den praktischen und modernen Übungs- und übersichtlichen Unterrichtsräumen. „Die Gruppen sind bewusst klein, damit auf jeden und seine Bedürfnisse individuell eingegangen werden kann“, erklärte Hofbeck. „Wir unterstützen, damit die jungen Leute wirklich ihren Ausbildungszweig finden können.“ Qian besuchte die Bereiche Holz, Küche, Frisör und Malerei, warf auch einen Blick in die viel genutzte Turnhalle, und erlebte in den Fachräumen engagierte junge Menschen und motivierte Pädagoginnen und Pädagogen. „Bei uns heißt dieses Gebäck ‚Schmetterling‘“, meinte der Gast aus China, und ließ sich bei den Bäckern ein „Schweinsohr“ schmecken. „Alles ist hier freundlich, hell und barrierefrei“, begeisterte sich Qian.
Die „Philosophie“ dahinter
Im anschließenden Gespräch bei Kaffee und frischen Brezen aus der hauseigenen Ausbildungsbäckerei beantworteten Rosi Joßberger, Tanja Hofbeck, Michael Brausam, Martin Husch und Schulleiter Dr. Harald Ebert die vielen Fragen des Gastes. Der würdigte immer wieder das große Engagement für benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene. „Es ist wunderbar, wie viel Aufmerksamkeit hier der Einzelne bekommt. Hier wird jeder als ‚normal‘ angenommen und behandelt.“ Er selbst komme aus einfachen Verhältnissen und habe sich mit Ehrgeiz und einer gehörigen Portion Glück nach oben gearbeitet. Das verallgemeinern zu wollen, sei aber eine falsche Geschichte, eine Lüge. „Jeder Mensch ist auf spezielle Hilfe und Unterstützung angewiesen, die einen jetzt, andere später“, zeigte sich Dr. Ebert überzeugt und verwies damit auf das große Netzwerk der Caritas, zu dem auch die Don Bosco Berufsschule gehöre. Qian fragte nach der Geschichte der Einrichtung, nach der Rolle von Kirche, Religion und Humanismus. Er interessierte sich für die Beratungs- und Begleitungsangebote, für den Einsatz für Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund und fasste zusammen: „Für mich waren die Stunden hier sehr gut und inspirierend. Ich werde viele Anregungen auf meiner weiteren Reise mitnehmen und einiges auch in China versuchen umzusetzen. In der Don Bosco Schule ist eine besondere, menschenfreundliche Atmosphäre spürbar.“
Sebastian Schoknecht