Wie schnell eine Kita und damit ein ganzes Betreuungssystem in die Negativschlagzeilen geraten kann, zeigte sich jüngst durch Vorfälle am Würzburger Heuchelhof. Noch ermitteln die Behörden gegen einen externen Logopäden, der Räume für die Therapie in der evangelischen Kita nutzte. Die Verunsicherung hat längst andere Einrichtungen erreicht.
„Wir nehmen diesen Vorfall zum Anlass“, so Fachbereichsleiter Michael Deckert, „um alle unsere Kita-Leitungen erneut zu sensibilisieren und zu informieren, was getan wird und getan werden muss, um den Anforderungen im Bereich der Prävention zu genügen.“ Gemeinsam mit Kita-Fachberaterin Elisabeth Evans und Stefanie Quillmann, Fachkraft Prävention im Caritasverband, begrüßte Deckert die Leiterinnen und Leiter aller katholischen Kindertageseinrichtungen aus dem Stadtgebiet von Würzburg. Es sei nicht beabsichtig, in eine weitverbreitete Hysterie einzustimmen oder in Aktionismus zu verfallen, betonte Deckert. „Wir sind sehr gut aufgestellt und agieren auf der Höhe der Zeit.“
Fachberaterin Evans lud ein, die Vorlagen, Konzepte und Empfehlungen der Caritas weiterhin intensiv zu nutzen und nochmals genau hinzuschauen, ob die vorgeschriebenen Schutzkonzepte in den einzelnen Kitas an der einen oder anderen Stelle nachjustiert werden sollten. „Für uns ist das Thema nicht neu, denn wir haben bereits 2007 begonnen, Schutzkonzepte für die Einrichtungen in Trägerschaft der Kirche und ihrer Caritas zu erarbeiten und sind mit den Kita-Leitungen in ganz Unterfranken kontinuierlich im Gespräch.“
Auch Fachkraft Stefanie Quillmann, zuständig im Caritasverband für den Bereich Prävention, zeigte sich zuversichtlich, denn neben den gesetzlichen Anforderungen gäbe es im Raum der Kirche inzwischen sehr gute Konzepte, die für noch mehr Sensibilität, Transparenz und Sicherheit sorgten. „Wir bieten unseren Einrichtungen halb- und ganztägige Schulungen an. Und wo es sinnvoll ist, bilden wir sogar Multiplikatorinnen für den Bereich Prävention aus.“
Evans wies erneut auf Verfahrensabläufe hin. Diese sollen einerseits Übergriffe in den Einrichtungen verhindern und dort, wo es unter Umständen Grenzverletzungen gibt, diese transparent regeln. „Sie als Leiterinnen und Leiter tragen dafür Sorge, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert sind für kritische Situationen“, appellierte Evans an die anwesenden Verantwortlichen. „Dabei geht es nicht allein um Vorfälle in der Einrichtung, sondern auch um die Achtsamkeit für bestimmte Anhaltspunkte, die eine Gefährdung des Kindeswohls außerhalb der Kita vermuten lassen“, sagte die Fachfrau der Caritas.
„Wir nehmen das Thema Prävention sehr ernst, aber wollen keine Totalüberwachung in einer Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens“, zeigte Deckert die Ambivalenz der oft sehr emotional geführten Diskussion auf. Erweiterte Führungszeugnisse, ein Blick auf das Raumkonzept und die kontinuierliche Schulung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien wichtig; am Ende gehe es jedoch immer um Vertrauen. „Wir bauen darauf, dass uns die Kinder und deren Eltern vertrauen, und dass Kolleginnen und Kollegen sich in den Einrichtungen gegenseitig vertrauen können.“
„Amerikanische Verhältnisse, wo es in den Kitas nicht einmal mehr vor den Toiletten und den Wickelräumen Türen gibt, wollen wir nicht“, meinte Evans mit Blick auf die Zustände in den USA.
Die spontane Zusammenkunft, eingeladen wurde vor genau einer Woche, verbuchen die Verantwortlichen im Diözesan-Caritasverband und die Einrichtungsleitungen als Erfolg. „Das zeigt uns die flächendeckende Teilnahme“, meinte Michael Deckert nach der Veranstaltung im Caritashaus. Seitens der Kita-Leiterinnen und -Leiter sei man dankbar, im Fachbereich der Caritas stets kompetente Ansprechpartner für alle Fachfragen zu haben.
Sebastian Schoknecht