Sie ist eine der wenigen und eine der ältestes im Bundesgebiet, die Tag für Tag und rund um die Uhr für die Menschen geöffnet hat: die Bahnhofsmission am Würzburger Hauptbahnhof. Das lassen sich die Träger, Caritas und Diakonie, einiges kosten. Stadt und Landkreis beteiligen sich ebenfalls.
„Der Himmel ist ein Apfelkuchen …“
Doch ohne Spenden gehe es nicht, betonte Helmut Fries bei der Scheckübergabe in den Räumen der Einrichtung. „Wir sind ein wenig stolz, heute erneut 40.000 Euro weitergeben zu können“, so Fries in seiner Rolle als ehrenamtlicher Vorsitzender des Fördervereins. Fries dankte ausdrücklich den großherzigen Spenderinnen und Spendern und betonte, dass diese Summe vor allem für die Sicherstellung des wichtigen Nachtdienstes vorgesehen sei. „Machen 40.000 Euro glücklich“, fragte Fries und schloss geradezu poetische Ausführungen über Geld und Glück an. Wichtig sei, das Geld in Begegnung umzumünzen, das zaubere so manchem Besucher ein Lächeln ins Gesicht. „Der Himmel ist ein Apfelkuchen, jeder gibt ein Stück und jeder bekommt ein Stück ab“, griff Fries Worte der Autorin Susanne Niemeyer auf. Und wenn dies in der Bahnhofsmission gelebt werde, sei sie ein Stück Himmel auf Erden, so Fries in seiner feierlichen Ansprache. Einen besonderen Dank richtete Fries an die anwesende Barbara Stamm, die als langjährige Politikerin und Landtagspräsidentin viele wichtige Türen geöffnet habe.
Einladung zum Dialog
Gerade in der Nacht sei die Bahnhofsmission oft der einzige Anlaufpunkt für Menschen, insbesondere für Frauen, in Not, erklärte Michael Lindner-Jung, seit mehr als 25 Jahren Leiter der Einrichtung. „Wir begehen in diesem Jahr unseren 120. Geburtstag. Da kommt so ein Geldgeschenk gerade recht“, so der Theologe und Betriebswirt Lindner-Jung. Ausdrücklich dankte er den Verantwortlichen von Caritas und Diakonie, von Stadt und Landkreis, ohne deren Unterstützung die Arbeit der Einrichtung gar nicht denkbar wäre. „Auch die gute Zusammenarbeit mit der Bahn und den Verantwortlichen am Bahnhof macht uns glücklich.“ Lindner-Jung berichtete über aktuelle Herausforderungen. „Wie gehen wir um, mit der wachsenden Zahl an Menschen mit psychischen Auffälligkeiten, mit Aggressionen?“ Was seit 120 Jahren gelte, soll auch weiterhin möglich sein: „Unsere Mitarbeiter übersetzen das Geld in Menschlichkeit.“ Damit sei man ein gutes Stück Kirche. Schließlich lud Lindner-Jung zum Dialog ein. „Fragen Sie uns immer wieder, was am Bahnhof los ist und wie wir den Menschen helfen.“
Anerkennung und Dank
Für die Träger, Caritas und Diakonie, würdigten Domkapitular Clemens Bieber und Dekanin Dr. Edda Weise den Dienst am Nächsten, der mit großem Einsatz in der Bahnhofsmission erbracht werde. Weise bezeichnete die Einrichtung als „sicheren Hafen“ und erinnerte daran, dass hier Frauen in Not abends ein sauberes Bett und am Morgen eine warme Dusche fänden. „Mein besonderer Dank gilt heute auch Helmut Fries, der unermüdlich Sponsoren und Förderer ausfindig macht.“
Domkapitular Clemens Bieber erinnerte an das Leitwort der Caritas: „Not sehen und handeln“. Die Bahnhofsmission gebe es schon seit 120 Jahren, den Caritasverband erst seit 100 Jahren. „Von Anfang an stand also die konkrete Not der Menschen im Mittelpunkt und damit die Grundhaltung des Tuns“, so Bieber. Sein Dank gelte den haupt- und ehrenamtlich Engagierten, den Förderern und Sponsoren.
Für die Stadt sprach Bürgermeister Dr. Adolf Bauer; für den Landkreis Landrat Eberhard Nuß. Auch sie hoben die Bedeutung der Einrichtung für die Stadtgesellschaft hervor und schlossen sich den vielen Dankesworten an.
Die Bahnhofsmission Würzburg ist eine von mehreren Einrichtungen der ökumenischen Christophorus gGmbH im Stadtgebiet Würzburg. Deren Arbeit wird jährlich durch die Caritas mit gut 427.500 Euro unterstützt. Seitens der Diakonie fließen weitere 142.500 Euro. Zu einem kleineren Teil beteiligen sich auch die Stadt und der Landkreis Würzburg.
Sebastian Schoknecht